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Der RV-Eintracht Elbart kann auch Alpen

Nach Wochen der Planung, und Buchung der Unterkünfte im Winter ging es am Montag, den 29. Juli los. Um 5.00 Uhr starteten wir mit dem Radlbus inkl. 10 Fahrrädern am neuen Fahradtransportanhänger in Richtung Grainau bei Garmisch. Da nur 9 Personen im Bus Platz haben, mussten drei Mitfahrer und ein Rad mit dem Privat-PKW anreisen.

Um 10:00 Uhr nahmen dann 11 Radler, 4 Mädel, 7 Buam und ein Busfahrer die 513 Kilometer und 12.220 Höhenmeter in Angriff.

Die erste Etappe ging über den Eibsee, Ehrwald, dem Fernpass, und Nassereith. Bei herrlichem Wetter und nach 79 Kilometern und 1500 Höhenmetern erreichten wir nach 8 Stunden, inkl. einigen Pausen, unser Etappenziel Landeck in Österreich.

Die nächste Etappe führte über Serfaus, Pfunds, Martina (Grenze zur Schweiz) und der Norbertshöhe nach Nauders. Hier mussten wir uns schon mehr ins Zeug legen, denn die Strecke von 63 Kilometern war zwar um einiges kürzer als am Vortag, mit 1920 Höhenmetern aber auch um einiges anspruchsvoller. In Nauders beim „Stadlwirt“, der angeblich die größten Schnitzel Österreichs macht, wurden wir am Abend sehr gut versorgt.

Die zwei „Schwerbehinderten“ am „Marterl“ bei der Sesvenna-Hütte mit Blick zurück, hinunter nach Schlinig

Die 3. Etappe, war mit der Uinaschlucht das Highlight der Tour. Vor dieser hatten aber einige großen Respekt, denn eine lange Trage- und Schiebepassage durch die Schlucht stand bevor, wobei einige Passagen nur spärlich gesichert sind. Der Anstieg zur Schlucht, vor dem es erst am Reschensee vorbei ging, verlangte uns einiges ab. Als wir durch die Schlucht gingen waren alle begeistert, und die Abfahrt nach Sent in der Schweiz auf Waldwegen und Trails stand ja auch noch bevor. Als wir am Etappenziel ankamen fehlte uns aber eine Radlerin. Der hatte die Abfahrt so gut gefallen, dass sie diese verlängerte. Aber kein Problem, der Bus wurde nachgeschickt und alles war gut.

Von Sent radelten wir am nächsten Morgen durch den Schweizer (Engadiner) Nationalpark Richtung Ofenpass nach Bormio, was mit 81,5 Kilometern und 2010 Höhenmetern auch die anspruchsvollste Etappe der Tour sein sollte. Nach ca. 30 Kilometern Anstieg mit bis zu 12% Steigung erreichten wir das Hochplateau bei Alp Astras. Bis hier hin ging es am Anfang auf Asphalt dann auf Schotter, jetzt kamen die Trails bis hinunter zum Ofenpass. Nach einem kurzen, aber knackigen Anstieg folgte dann die lange Trailabfahrt zum Livingo-See, vor der einige schon vorher sagten, „die schieben wir“. Gefahren sind sie aber, bis auf kurze Passagen, alle. Nach guten 11 Stunden, einer geilen 10 Kilometer langen Abfahrt durch Serpentinen auf Asphalt, kamen wir dann endlich in Bormio an, wo uns der „Busfahrer“ bereits Plätze im Restaurant reserviert hatte.

5. Etappe, viel einfacher wurde es nicht. 87 Kilometer über den Gaviapass, der liegt auf 2618 Metern über dem Meer. Über 1970 Höhenmeter standen an. Auf Asphalt rauf zum Pass war´s zwar nicht so anstrengend, denn da fährt es sich leichter als auf Waldboden, aber Steigungen bis 12% lügen nicht. Als dann oben das Wetter umschlug, am Thermometer nur 6° anstanden und es auch noch zu regnen begann, flüchteten einige in den Bus, der dort auf uns wartete.

Unten am Pass trafen sich dann Radl- und Busfahrer, nach kurzer Stärkung ging es weiter über den Passo Tonale zum Zielort Dimaro. Da die letzten 30 Kilometer bei strömenden Regen zurückgelegt werden mussten, interessierte sich keiner mehr für den MTB-Weltcup, der im benachbarten Male an diesem Wochenende stattfand. Die Räder einiger Weltcup-Fahrer, die im Keller unserer Unterkunft standen, wurden natürlich begutachtet. Oh Mann, sahen die gut aus, waren die leicht und bestimmt auch teuer.

Neuer Tag, neue Herausforderung. Der Anstieg nach Madonna di Campiglio wollte bewältigt werden. Mit 900 Metern hinauf auf 15 Kilometer Länge, so gut wie kein Asphalt, nur wenig Schotter dafür viel feuchter Waldboden, Steigungen bis 16%. Da wollte der eine, oder die andere, auf die Straße flüchten, was natürlich mit viel gutem Zureden verhindert werden konnte, gerade noch. Die Rast am Wasserfall „Cascate di Vallesinella“ entschädigte aber dann doch für die Strapazen. Ein großer Anstieg stand danach nicht mehr an, so fuhr man entspannt dem Ziel entgegen. Als dann noch ein „Pumptrack“ am Weg lag, musste der natürlich getestet werden. So was könnte man doch daheim auch gut gebrauchen, dachte sich mancher. Warum eigentlich nicht? Am Etappenziel angekommen erwartete uns ein Hotel mit Swimmingpool, super. Alle konnten den leider nicht nutzen, weil einige kleine Schäden an den Bikes zu reparieren waren. Eine Etappe von insgesamt 73 Kilometern und 1450 Höhenmetern fordert halt doch Mensch und Maschine, und fast 8 Stunden waren wir ja auch unterwegs.

Letzte Etappe, ab nach Limone, dachten wir. Am Anfang ging´s bergauf, 1400 Meter Höhenunterschied waren auf 26 Kilometern zu überbrücken. Gott sei Dank das meiste auf Asphalt, Steigungen bis 15-16% kannte man ja, also kein Problem. Bis zum Monte Tremalzo war es das auch fast nicht, aber dann ging´s bergab. Grober Schotter, Gefälle ohne Ende, links der Berg, rechts der Abgrund, keine Sicherung. Haben sie die Geländer vergessen? Nach einigen Kilometern endlich eine Hütte, Pause machen.

Rifugio fratelli Pedercini, die Spagetti waren super, die Portionen Wahnsinn, das Weizen aus Deutschland und der Wirt, Bruno, eine Granate. Als wir später im World Wide Web über die Hütte recherchierten, erfuhren wir, der Bruno gehört zu einer Gruppe von Clowns, die immer wieder in Krisen- und Katastrophengebiete (auch Tschernobyl) fliegen um Kinder zu belustigen. Alles was Bruno in seinem Rifugio einnimmt, stiftet er einem Kinder- und Waisenheim in Venezuela in dem er selbst jedes Jahr auch ein paar Monate verbringt und hilft.

Nach der längeren Pause sollte es eigentlich runter nach Limone gehen, dann mit der Fähre weiter nach Torbole. Aber der „Guide“ wurde überstimmt, und so entschloss man sich die kürzere Abfahrt direkt nach Riva zu nehmen. Wahnsinn, Singletrails zwischen Schwierigkeitsstufe S2 und S4 (S5 ist die höchste Stufe und kann eigentlich nicht mehr gefahren werden). Einige wenige schafften die Strecke mit 100-200 Metern schieben und tragen, andere schoben fast komplett. Sind wir noch richtig, oder fahren wir im Kreis? Am Ende trafen wir aber dann doch die Ponalestraße, die vom Ledrosee nach Riva führt, sie soll der schönste Radweg der Welt sein. Einen gigantischen Ausblick auf den Gardasee, Riva und Torbole bietet sie auf jeden Fall.

Angekommen am See wurde erst mal richtig gefeiert, das erste Bier sponserten die „Etappenänderer“. Nach einem kurzen Bad im See musste man aber auch schon wieder ans verladen der Räder denken, denn am nächsten Tag ging es mit Radlbus und Bahn wieder heim nach Elbart.

Super war´s, geil war´s, anstrengend war´s, aber das nächste mal bleib ma länger am See, fiel das Resümee aus.

Schaun ma mal .-)